Nordkurier:
Zurück aus dem Westen: Zuhause ist es am besten
Diana Peters aus Murchin ist wie viele andere junge Leute in den Westen gegangen, weil sie hier keine Arbeit fand. Aber dann hat sie die Karriere für einen eigenen Gasthof aufgegeben.
[KT_CREDIT] FOTOs: Claudia Müller
Diana Peters hatte sich schon ganz woanders häuslich eingerichtet. Sie war in einem großen, bundesweit tätigen Unternehmen die Karriereleiter hochgeklettert, verdiente gutes Geld und lebte in einem wunderschönen Haus in Franken. „Ich hatte alles und hätte alles erreichen können“, sagt die 34-Jährige. Daher hat sie auch erst „Nein“ gesagt, als es darum ging, ob sie nach sechs Jahren im Westen wieder zurück nach Hause kommt. Doch dann ist sie doch zurückgekehrt: Weil sie sich in ein Haus verliebt hat, weil sie sich einen Traum verwirklichen wollte und weil die Familie für sie das Wichtigste ist.
Diana Peters ist als Tochter der Förster-Dynastie Peters in Murchin aufgewachsen, die Familie ihrer Mutter Charlotte Peters, die als Kämmerin im Amt Züssow arbeitet, stammt aus Karnin auf Usedom. Die junge Frau entschied sich nach dem Abitur wie ihr Vater und ihr Bruder für einen grünen Beruf. Sie studierte Landschaftsarchitektur und Umweltplanung in Neubrandenburg. Als sie das Studium 2004 mit der Note 1,8 abschloss, war der Bauboom in der Region allerdings schon abgeklungen, sodass auch in ihrem Metier keine Arbeit zu finden war.
Nach über 100 erfolglosen Bewerbungen entschloss sich die Murchinerin daher, wegzugehen und etwas ganz anders zu machen. Sie stieg in Hamburg in die Gartenabteilung der Baumarkt-Kette Max Bahr ein und lernte beim Führungstraining, wie man einen solchen Markt leitet. Und das hat sie dann an verschiedenen Standorten auch getan, war für dutzende Mitarbeiter zuständig und dafür, dass auch betriebswirtschaftlich alles rund lief. Was als Notnagel begann, hat ihr dann sehr viel Spaß gemacht. Es fiel Diana Peters deshalb schwer, zu kündigen und auch ihre Chefs wollten sie nicht gehen lassen: Doch selbst das Angebot Bezirksleiterin zu werden, hat nicht mehr gefruchtet – die Herausforderung in Murchin zog mehr. Die 34-Jährige hat aber immer noch Kontakt zu ihrer früheren Firma. Und sie habe dort viel gelernt, was ihr jetzt helfe, ihren Lebenstraum zu verwirklichen, sagt sie.
„Ich hatte eine Vision, was daraus werden könnte“
Mit 18 Jahren hat Diana Peters davon geträumt, eines Tages eine Bar zu eröffnen. Später, als sie nicht mehr so erpicht darauf war, jede Nacht bis halb vier am Tresen zu stehen, gingen ihre Wünsche in Richtung Café, Pension oder Restaurant, erzählt sie. Als ihre Mutter ihr vor zwei Jahren erzählte, dass der Gasthof im Murchiner Ortsteil Pinnow verkauft wird, hat Diana Peters zwar erst Nein gesagt, sich das Haus aber dann doch angesehen. Und es hat ihr sofort gefallen. „Ich hatte eine Vision, was daraus werden könnte.“
Aber natürlich hat auch ihre Familie bei der Entscheidung zurückzukommen, eine große Rolle gespielt. Denn dass sich der Kontakt abgesehen von zwei bis drei Besuchen im Jahr auf das Telefon beschränkte, sagte der jungen Frau gar nicht zu. „Wir sind so erzogen, für uns ist die Familie das Größte“, sagt sie. Außerdem haben ihr die Region und die Landschaft gefehlt. Sie arbeite zwar jetzt sieben Tage in der Woche, doch die schöne Umgebung sorge für eine ganz andere Lebensqualität. Natürlich gibt es auch Dinge, die sie in Vorpommern vermisst. Beispielsweise Wochenmärkte mit einem Gemüse- und Obstangebot, das keine Wünsche offenlässt. Oder Einzelhändler wie Metzger und Bäcker selbst in kleinen Dörfern, so dass Einkaufsfahrten zu nächsten Discounter gar nicht nötig sind. Außerdem hat es ihr gefallen, dass Leistung und Erfolg in Franken neidlos anerkannt werden. „Dort hat sich jeder gefreut, wenn jemand sich engagiert und Umsatz macht“, hat sie beobachtet. In der alten Heimat hat sie am Anfang auch anderes erlebt – da wurde zum Teil geschimpft, weil im Pinnower Gasthof mit den Neuen nicht mehr alles beim Alten war.
Rotkohl wird im Gasthof noch selbst geschnippelt
Doch insgesamt war die Entscheidung, zurückzukehren und mit dem Gasthof zur Linde ein eigenes Restaurant mit Pensionszimmern zu übernehmen, richtig, sagt Diana Peters. Sie hat zwar keinen gastronomische Ausbildung, hat aber schon immer gern gekocht und bereits als Schülerin als Aushilfe in der Gastronomie gearbeitet. Im ersten Jahr in Pinnow stand sie dem jungen Koch Mirko Kretschmer in der Küche zur Seite, das sei nun aber nicht mehr nötig. Gekocht wird in der Linde Hausmannskost aus regionalen Produkten – selbst Rotkohl und Kohlrouladen sind frisch zubereitet. Schwerpunkt sind Wildgerichte. Es werden Familienfeiern ausgerichtet, Aktionstage wie das Oktoberfest mit Hax‘n und bayerischem Bier organisiert und Außerhaus-Büfetts zusammengestellt.
Diana Peters fühlt sich zu Hause wohl und im Dorf sehr gut aufgenommen. Natürlich hat sie weitere Pläne: Eigene Wildprodukte im Glas könnten ein nächster Schritt sein. Und: „Na klar, Kinder möchten wir irgendwann auch haben.“ Und die werden nun wohl in Pinnow und Murchin inmitten der großen Familie aufwachsen.
Nordkurier Lokalausgabe Vorpommern, Fr. 05. Oktober 2012, von Redaktionsmitglied Claudia Müller